Presse

SPD-Kreistagsfraktion Emsland: 03.05.2021

Willi Jansen verlässt 2021 die politische Bühne – 47 Jahre im Kreistag

Seit 47 Jahren vertritt Willi Jansen die SPD im Kreistag Emsland. Bild: Heinrich Schepers Seit 47 Jahren vertritt Willi Jansen die SPD im Kreistag Emsland. Bild: Heinrich Schepers

47 Jahren hat Willi Jansen aus Salzbergen die Politik im emsländischen Kreistag mitgestaltet. Über 50 Jahren war er für die SPD in Salzbergen aktiv. Zur Kommunalwahl im September tritt der altgediente Sozialdemokrat nun nicht mehr an und beendet damit seine lokalpolitische Laufbahn.

Nur wenige Menschen dürften auf sein so langjähriges Engagement in der emsländischen Kommunalpolitik zurückblicken, wie der aus Salzbergen stammende SPD-Politiker Willi Jansen. 1970 trat er in die SPD ein und wurde zwei Jahre später in den Rat der Gemeinde Salzbergen gewählt, dem er 42 Jahre angehörte. 2014 wurde er zum Ehrenratsherrn ernannt. 1974 folgte das Kreistagsmandat, das Jansen bis heute ohne Unterbrechung ausübt. Damit gehört der SPD-Politiker zu den dienstältesten Kreistagsabgeordneten in Niedersachsen. Jansen war hier zwanzig Jahre stellvertretender Fraktionsvorsitzender, über drei Wahlperioden Mitglied des Kreisausschusses und leitete fünf Jahre den Schulausschuss des Landkreises.

Politisch vertritt Willi Jansen die SPD mit Überzeugung. Er habe sich immer für Geschichte interessiert und sich intensiv mit dem Thema „Machtergreifung durch die Nazis“ beschäftigt. „Dabei habe ich erfahren, dass die Vorgängerparteien von CDU, CSU und FDP in den entscheidenden Abstimmungen des Reichstages der NSDAP den Weg zur Macht erst ermöglicht haben, während die SPD-Abgeordneten sich trotz aller Repressalien dagegen zur Wehr gesetzt hatten“, sagt Jansen zu seiner Motivation, der SPD beizutreten. Diese Haltung der SPD-Politiker habe ihn tief beeindruckt und in seinem Engagement für die Sozialdemokraten bestärkt, sagt Jansen. Die Friedenspolitik von Willy Brandt hätten ihn im Laufe der Jahre bei seiner politischen Arbeit inspiriert, ebenso wie die starke Führungs- und Gestaltungskraft von Helmut Schmidt und letztendlich auch der Mut Gerhard Schröders, die zwar einschneidenden, aber dennoch notwendigen Reformen durchzusetzen. „Zudem schätze ich die Verbundenheit der SPD mit der Gewerkschaftsbewegung“, so Jansen weiter.

Bereut hat der pensionierte Polizeibeamte, der bis 2006 als Kriminalhauptkommissar tätig war, seine Arbeit in der Kommunalpolitik nie. „Die Möglichkeit, an wichtigen und weniger wichtigen Entscheidungsprozessen auf kommunaler Ebene mitwirken und diese im Sinne der Bürgerschaft mitgestalten zu können, hatte für mich immer einen besonderen Stellenwert“, erklärt der 74-Jährige. „Weniger gefallen haben mir dabei die oft langatmigen und nichtssagenden Reden mancher, die sie besser unterlassen hätten“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Dass er für die SPD im Emsland auf der Oppositionsbank sitzt, hat Jansen nicht gestört. Die Arbeit der Opposition sei wichtig. „Im Gegensatz zur Mehrheitsfraktion hat die SPD nicht alle Verwaltungsvorschläge abgenickt“, sagt Jansen. „Wir durften aber feststellen, dass insbesondere in Haushaltsberatungen unsere Forderungen nach Absenkung der Hebesätze für die Kreisumlage oft im Folgejahr nachvollzogen wurden“, so der 74-Jährige. Durchgesetzt hätte Jansen gerne die Einführung einer gymnasialen Oberstufe für die kreiseigene Integrierte Gesamtschule in Lingen. „Auch in dieser Wahlperiode wurde ein solcher Antrag durch die CDU erneut abgelehnt“, bedauert der Salzbergener.

Trotz der politischen Auseinandersetzungen im Kreistag schätzt Jansen seine Kollegen über Parteigrenzen hinaus. „Mit allen Kreistagsabgeordneten pflegen wir ein persönlich gutes Arbeitsverhältnis. Unterschiedliche Auffassungen werden professionell geführt“, so Jansen. Eine Ausnahme stelle die AfD-Fraktion, besonders der AfD-Abgeordnete Rainer Pund, dar. „Der fällt immer wieder durch völlig inakzeptable Bemerkungen über Migranten aus der Rolle“, so Jansen.

Zu seinen größten politischen Erfolgen zählt zweifelsohne Jansens Einsatz beim Ausbau der A30 bei Salzbergen. Hier führten sein lösungsorientiertes Handeln sowie die geleistete Netzwerkarbeit am Ende dazu, dass strittige Fragen geklärt und der Ausbau vorangebracht werden konnte. Es waren Jansens Vorschläge, die eine Nordumgehung Salzbergens sowie eine Anschlussstelle an die Autobahn für Salzbergen möglich machten. Auf diese arbeitsintensive aber für alle Beteiligten erfolgreiche Zeit blickt Jansen gerne zurück. So sei zunächst geplant gewesen, die Trasse deutlich weiter südlich zu verlegen, erinnert sich Jansen. Bei einem Erörterungstermin beim Regierungspräsidenten in Osnabrück 1975 habe er dann die heute realisierte nördliche Trasse vorgeschlagen. Doch während dies bei den verantwortlichen Beamten auf Zustimmung stieß, waren die Räte in Salzbergen und Emsbüren sowie der Kreistag Emsland mehrheitlich dagegen. Jansen gelang es unter Einbindung des Verwaltungschefs, eine knappe Mehrheit der Salzbergener Ratsmitglieder von CDU und SPD von der Nordumgehung zu überzeugen. Ähnlich ging Jansen bei der Anschlussstelle Salzbergen vor und organisierte auch hierfür eine Mehrheit.

Sein erfolgreiches Wirken in der Lokalpolitik beendet Jansen nun mit dem Ende der Legislatur im Jahr 2021. Ziele hat er jetzt vor allem im privaten Bereich. „Ich werde wesentlich intensiver meinen Hobbys nachgehen“, sagt Jansen und ergänzt: „Das Reisen mit dem Wohnmobil stehen bei meiner Frau und mir an vorderster Stelle.“